Lasst gesunden Menschenverstand wirken!

Die Beschäftigung mit externer Beratung für Unternehmen ist die Beschäftigung mit Methoden. Methoden sind die Heilsbringer des Wandels, denn irgendwie muss es ja planbar gehen! Planbarkeit ist so etwas wie der Strohhalm der Beraterbranche, da der Kunde nun eben nicht gerne eine „Katze im Sack“ kauft. Aus Sorge, sich abhängig von externen Diensten zu machen.

So ist die Beraterbranche getrieben in Methoden zu agieren und alles Gute und Kluge was sie anzubieten hat in einen Rahmen (i.e.: Methode) zu pressen, um die Bedenken des (hoffentlich) baldigen Auftraggebers zu zerstreuen.

Dumm nur, dass Unternehmen aus Menschen bestehen – und Menschen sich nicht in Methoden pressen lassen wollen.

Daher mein Aufruf: Lasst gesunden Menschenverstand wirken!

Gesund

Der Begriff „Gesundheit“ wird (obgleich dies erfreulicherweise definitiv im Wandel begriffen ist) allzu schnell mit „körperlicher Gesundheit“ übersetzt. Seit dem frühen 17. Jahrhundert werden wir vom Rationalismus geprägt und eine Folge ist, dass alles was als „nicht gesund“ bezeichnet wird, im rein Körperlichen verankert wird.

Das der Mensch im hohem Maße seelisch-spirituelle Bedürfnisse hat, wird seit einigen Jahrzehnten wiederentdeckt und mittlerweile sind psychische Unausgewogenheiten längst als Störung von „Gesundheit“ anerkannt.

Das hieraus zwingend folgt, dass zur vollen Wirksamkeit von Menschsein eben diese seelisch-spirituelle Ausgewogenheit, neben einer körperlichen Gesundheit, gehört, ist im beruflichen Kontext jedoch nur sehr bedingt angekommen. Hier herrscht weiterhin kalter Rationalismus vor, in diesem Lebenskontext gelten Prozesse und Regeln. Verständlich – wie soll man denn ein solch komplexes Konstrukt wie ein „Unternehmen“ begreifen können?

Mensch

Unser Menschenbild ist zumeist selbstzentriert – wir sehen Menschen durch die Brille unserer Muster und Normen und kategorisieren und bewerten andere auf Basis dieser Selbstbilder. Wir spüren die Größe unseres eigenen Universums jeden Tag in der Fülle an Gedanken, Sorgen und  Wünsche welche uns beschäftigen – wer schon einmal versucht hat in einer Atemmeditation jene Flut an Gedanken zu zähmen weiß, wie voll wir an Gedanken sind, und übersehen, dass es jedem Menschen so ergeht.

Mit diesen hochgradig individuellen Selbstbild treten wir kontextgesteuert vor andere Menschen (Kontext meint hier: abhängig von dem System in dem wir uns bewegen) und setzen unbewusst voraus, dass jenes Gegenüber entweder ein sehr ähnliches Mindset hat, oder das zumindest in diesem Kontext Einigkeit darüber besteht, wie ein Sachverhalt zu bewerten ist.

In den meisten Fällen ist diese Voraussetzung aber nicht gegeben. Denn so individuell ich in meinem Werdegang ein ganz persönliches Universum in mir trage, ebenso vielfältig und verschieden ist das Universum meines Gegenübers. Lediglich die Komplexitätsreduktion eines Themas ermöglicht es, zu gemeinsamen Lösungen zu gelangen. In einem anderen Kontext kann diese Zusammenarbeit gänzlich scheitern.

Es ist daher notwendig sich stets bewusst zu machen, dass der Mensch mir gegenüber ebenso vierschichtig ist wie ich – und vermutlich gerade jetzt ebenso angefüllt mit Gedanken – und darauf Rücksicht zu nehmen. Unter dieser Vorgabe verändert sich das Menschenbild und schafft Freiraum für Offenheit und Verbindung.

Verstehen

Verstehen leitet sich aus der Motivation ab, welche mein Gegenüber in der aktuellen Situation mit sich bringt. Das wir in einem vermeintlich geklärtem Kontext (etwa „Zusammenarbeit“) miteinander sind bedeutet nicht, dass wir mit dem selben Aufgabenverständnis oder mit ähnlicher Zielsetzung am Thema arbeiten.

Grundsätzlich können wir daher nicht davon ausgehen, dass der Mensch mit gegenüber dasselbe Aufgabenverständnis hat, wie ich. Ein mögliches gemeinsames Verstehen erfordert daher zunächst eine Klärung. Diese ist aber nur in einer Offenheit dem Anderen gegenüber möglich und mithin nur dann, wenn ich den Anderen als ebenso wirksam und lebendig wie mich selber anerkenne.

Gesunder Menschenverstand

Viele Methoden sollen uns letztlich davon ablenken, dass wir uns zunächst selber kritisch anschauen müssen, ganz persönlich, um dann möglichst wertneutral mit anderen an unseren (unternehmerischen) Aufgaben zu wirken.

Hier liegt der Hase im Pfeffer, wie es so schön heißt: Will ich Veränderung, so muss ich zunächst bereit sein mich selber zu ändern. Fast alles Weitere lässt sich dann mit gesundem Menschenverstand lösen.

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Die Anzeichen einer sich zunehmend schneller verändernden Arbeitswelt beschäftigt viele Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen. Es wird deutlich, dass unsere Strukturen und Werte dringend auf den Prüfstand müssen – Konzepte, welche vor 120 Jahren unter gänzlich anderen Marktbedingungen hervorragend wirkten, sind heute nicht mehr reaktionsfähig. Auch wenn der Begriff „agil“ in den letzten Jahren überstrapaziert wurde, es bleibt die Frage wie Unternehmen mit den veränderten Anforderungen weiterhin wertschöpfend agieren können. Dabei beschäftigt sich „New Work“ nicht nur mit einer Vielzahl wesentlicher Ansätze und Gedanken, sondern auch mit konkreten Beispielen und Hilfestellungen.

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